Hunderücken

„Mein Hund hat Rücken!“  : das klingt zunächst lustig, das kennt man nicht vom Hund, sondern vom Menschen, der den lieben langen Tag auf Bürostuhl oder Sofa vertrödelt. Lustig ist das aber gar nicht und für viel zu viele Hunde traurige Realität, die meist viel zu spät bemerkt wird. Rückenschmerzen beim Hund gehen oft mit unklaren Symptomen wie Lahmheit, Laufunlust, Trägheit, Aggressionen etc. einher, die dann zwar gesehen, aber entweder als Macke abgetan werden oder in horrenden Tierarztkosten münden, denn nix hilft so richtig und auf Röntgenbildern findet man häufig ebenfalls nix. Beseitigt man dann –wenn noch nicht zu spät- die Ursache, verschwinden die Symptome plötzlich von ganz allein. Beseitigen kann man Verspannungen und  Blockaden. Sind die Bandscheiben bereits in Mitleidenschaft gezogen, was leider eine Folge ständiger Verspannungen und dem Vorhandensein von Gelenkblockaden sein kann, geht es nicht ohne Tierarzt, starke Medikamente, ggf. Operation.

Warum die Zahl der Rückenpatienten genau wie beim Menschen besorgniserregend zunimmt, ist unklar. Einige Faktoren gibt es: Da wären zunächst unsere Fußböden. Es muss schick und sauber aussehen und das gelingt am besten mit glatten Oberflächen. Für den Hund ist das vergleichbar mit einer Eisfläche. Stellen Sie sich einmal vor, wie angespannt Sie laufen, wenn der Untergrund extrem glatt ist und man ständig gefahr läuft, wegzurutschen. Was tut man? Stimmt, man spannt die Rückenmuskulatur an, macht das Becken fest und geht kleine Trippelschritte, eventuell verzichtet man darauf, die Füße anzuheben, sondern schlurft über den Boden. Nichts anderes machen die Hunde. Und zwar während der gesamten Zeit, die sie im Haus verbringen. Ich habe nicht selten Junghunde bei mir, die sich angewöhnt haben, die Beine beim Laufen nicht mehr zu heben. Sie tapsen mit den Vorderbeinen senkrecht auf anstatt flüssig nach vorne zu laufen. Das Becken und der Rücken werden so steif wie möglich gehalten. Das machen Hunde, um den Körperschwingung gering zu halten. Sonst würden sie bei jedem Schritt wegrutschten. Es gibt Hunde, die sich verweigern, glatte Böden zu betreten. Sie hüpfen von Teppichbrücke zu Teppichbrücke (sofern denn welche daliegen). Oder sie trauen sich nur nach ewigem Zögern über die Türschwelle. Das ist ein Riesenproblem! Meiner Meinung nach ist es einer der Hauptursachen für Rückenprobleme beim (ansonsten gesunden Hund). Die Lösung heißt tatsächlich: irgendwie rutschfrei machen! Entweder mit Teppich(-bahnen) oder notfalls wenigstens mit möglichst rauhen, eng verfugten Fliesen. Wobei das oft nicht reicht, denn je härter der Boden, desto glatter. Man kann den Hunden auch angwöhnen, Antirutschsocken anzuziehen. Sowas gibt es! Im Tierladen. Bei größeren Hunden gehen auch Babysocken mit Antirutschnoppen. Auf jeden Fall ist glatter Boden ein Riesenproblem in der heutigen Zeit!

Weiter gibt es leider nicht selten rassebedingte Dispositionen, die Rückenprobleme mit sich bringen. Da sind zunächst alle Knautschköpfe zu nennen. Was vorne und hinten knautscht (Nase und Rute) knautscht leider viel zu oft auch am Rest der Wirbelsäule, was sich in fehlgebildeten oder zu eng stehenden Wirbeln darstellt. Auch sehr lange Rücken oder die Angewöhnung des Passgangs führen oft zu Rückenschmerzen.

Kastrationen führen nicht nur dazu, dass der Hund sich nicht mehr fortpflanzen kann, sondern die Sexualhormone sind wichtig zur Stabilisierung von Knorpel- und Knochenstrukturen. Bedenken Sie mal, welchen Aufwand man beim Menschen betreibt, wenn aus medizinischen Gründen oder aus Altersgründen, die Sexualhormone wegfallen. Da substituiert man diese oder aber sorgt anderweitig dafür, dass das Osteoporoserisiko nicht allzu sehr ansteigt. Warum sollten die gleichen Hormone beim Hund nicht auch die gleichen Auswirkungen haben?

Die Tierfutterindustrie stellt immer buntere Tüten mit immer minderwertigeren Zutaten her, die dann mit künstlichen Vitaminen und Mineralien aufgewertet werden. Generationen von Hunden wurden und werden hiermit ernährt. Selbst wenn der aufgeklärte Tierbesitzer seinen Hund mit echtem Futter ernährt und nicht mit „Tütensuppe oder –pampe“, was bekamen die Generationen davor? Ein Schelm , der Böses dabei denkt, dass das, was man in den Hund reintut, etwas damit zu tun haben könnte, wie stabil z.B. Knorpelstrukturen auch bei den Nachkommen sind…

Eine Hormonbelastung unseres Trinkwassers könnte eine Rolle spielen, nicht nur beim Menschen.

Die generelle Haltung unserer Wohlstandshunde kann ebenfalls dazu führen, dass der Hund Rückenprobleme bekommt. Hund verbringt den Tag heute auf dem Sofa und geht 2 – 3x täglich Gassi an der Leine, wie soll sich da ein stabiles Knochen, Knorpel-, Bändergerüst aufbauen?

Schließlich ist da noch das Alter. Dies ist ein „Risikofaktor“, den irgendwann jeder Hund hat. Auch hier ist genau wie beim Menschen alles nicht mehr so geschmeidig und beweglich und es hakt  und zwackt halt hier und da. Achten sollte man darauf, ob der Hund irgendwie komisch läuft, schwer aus dem Liegen hochkommt, ungern bestimmte Dinge tut, wie z.B. Treppensteigen, Sitz oder Platz machen. Ein in der Mitte hochgekrümmter Rücken oder Lähmungen sind ernstere Zeichen, genau wie plötzliche Aggression oder Aufjaulen beim Anfassen an bestimmten Stellen des Rückens. Unklare Lahmheiten, häufiges Stolpern können auch auf Rückenprobleme hinweisen. Generell kann eine physiotherapeutische Untersuchung des Hunderückens nicht schaden. Es kostet nicht die Welt und manchmal findet man „Baustellen“, weit bevor der Hund ernste Probleme bekommt.

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